Trennung und Verlust - ihre Beziehung zum depressiven Erleben

Leitung: Prof.Dr.med. Joachim Küchenhoff

Trennungen sind Krisen mit offenem Ausgang. Trennungen verletzen, führen zu einer unstillbaren Sehnsucht nach dem, was vergangen ist, sie sind aber auch die Voraussetzung für die Entwicklung der Persönlichkeit und ermöglichen neue Erfahrungen.

In Therapien erleben wir beide Formen der Antwort auf Trennung und Verlust, also regressive oder progressive Entwicklungen. Wir arbeiten mit den wunscherfüllenden Phantasien unserer Patient*innen, die das Geschehene rückgängig machen wollen, die es zu erkennen und deren Unerfüllbarkeit es zu betrauern gilt. Wir nehmen aber auch teil an den Wünschen und Plänen für Aufbruch und Neubeginn, die durch Trennung und Verlust ausgelöst werden .

Damit Trennungserfahrungen sich positiv auf die Entwicklung auswirken können, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, die mit der Stabilität der Persönlichkeitsstruktur, vor allem aber mit der Qualität von Beziehungserfahrungen zusammenhängen. Depressionen entstehen dort, wo die Angst vor dem Beziehungsverlust übermächtig wird oder eingetretene Beziehungsverluste nicht ertragen werden können. Depressionen haben vielfältige Vorgeschichten und Anlässe; ihnen gemeinsam aber ist die gesteigerte Angst vor Verlusten und die Unmöglichkeit, sie zu verarbeiten. Daher wird sie für die psychotherapeutische Arbeit mit depressiven Menschen immer eine Rolle spielen. Was aber als Verlust befürchtet oder erlebt wird, das kann weit variieren.

Ich schlage folgende Themenbereiche für das gemeinsame Gespräch  vor:

 Die Bedeutung von Trennung, Abschied und Verlust in der Lebensgeschichte

  1. Das Verhältnis von Trauer und Depression
  2. Das subjektive Zeiterleben in der Depression
  3. Die Differenzierung der Angst vor dem Beziehungsverlust 

An einem Tag werden voraussichtlich nicht alle vier Themenbereiche behandelt werden können. Aber nicht die Vollständigkeit ist wichtig, sondern der Austausch, der theoretische und klinisch-praktische Fragestellungen immer miteinander verbinden sollte.

Empfohlene Literatur

Freud, S. (1917e). Trauer und Melancholie. GW X,  428-446.
Green, A. (2004). Die tote Mutter. Gießen: Psychosozial-Verlag. Darin: Kapitel 6: Die tote Mutter, S.233-266
Kristeva, J. (2007). Schwarze Sonne. Depression und Melancholie. Frankfurt: Brandes und Apsel. Darin: Kapitel II: Leben und Tod des Sprechens, S.41-76
Küchenhoff, J. (2017). Depression. Gießen: Psychosozial-Verlag

Anmeldung: alice.holzhey@bluewin.ch

Ort:
Daseinsanalytisches Seminar, 3. Stock
Sonneggstrasse 82, 8006 Zürich (Tramhaltestelle 7 und 15 bis Sonneggstrasse)

Verpflegung:
Getränke, warm und kalt, sowie die Pausenverpflegung (Gipfeli etc.) stehen bereit; bitte für den Lunch selber etwas mitbringen.

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