Leiden an der existenzialen Schuld

Leitung: Dr. phil. Alice Holzhey

Sigmund Freud war davon beeindruckt, dass viele seiner Patienten an einem «drückenden Schuldbewusstsein unbekannter Herkunft» leiden würden. Solche Schuldgefühle bleiben in der Tat rätselhaft, solange man Schuld mit moralischer Schuld gleichsetzt. Die Existenzphilosophie interessierte sich für eine andere Schuld, die noch nicht mit irgendeiner konkreten Verfehlung zu tun hat, sondern bereits a) mit der Erfahrung, dass wir existieren ohne unsere Existenz rechtfertigen zu können, und b) dass wir mit unserem Handeln unweigerlich auch Wirkung auf andere ausüben, die diese ungewollt hinnehmen müssen, weshalb wir durch dieses pure Faktum in deren Schuld stehen. In der therapeutischen Praxis begegnen wir einerseits jenen Patienten, die an irrationalen Schuldgefühlen leiden, andererseits jenen, die zu keinem Schuldbe-wusstsein fähig zu sein scheinen, sondern für alles immer den anderen die Schuld geben. Ich werde zuerst anhand von Zitaten aus Texten von Kierkegaard, Heidegger und Sartre das existenzphilosophische Schuldverständnis erläutern. Dann soll der Versuch unternommen werden, irrationale oder abwesende Schuldgefühle von Patienten als Manifestationen eines verborgenen Leidens an der existenzialen Schuld zu verstehen. Beispiele aus der eigenen Praxis der Teilnehmenden sind sehr erwünscht.

Das Handout mit den Zitaten und entsprechender Literatur-Angabe wird den Teilnehmenden vorher per Mail zugeschickt.

Ort: Daseinsanalytisches Seminar, Gemeinschaftspraxis Sonneggstrasse 82, 8006 Zürich,
Tram 7 und 15, Haltestelle Sonneggstrasse.

Anmeldung: alice.holzhey@bluewin.ch

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