Versuch einer daseinsanalytischen Auslegung der Glücksspielsucht

Leitung: Frédéric Soum

Im Vergleich zu anderen Süchten sticht die Glücksspielsucht durch drei Besonderheiten hervor: 1. Spielsüchtige haben die höchste Suizidrate aller psychiatrischen Erkrankungen. 2. Spielsucht verursacht die größte finanzielle Not und Verschuldung; sie treibt ganze Familien in die Armut. 3. Das Suchtverhalten kann praktisch rund um die Uhr, zeit- und ortsunabhängig im sozialen Austausch mit anderen Spielern ausgeführt werden (Online Gaming).

Als ehemaliger Präventionsverantwortlicher bei der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK) möchte ich in diesem Seminar einführend darauf eingehen, wie der Bund seit der Eröffnung von 21 Casinos in der Schweiz im Juni 2002 die Spielsuchtprävention durch die Implementierung struktureller Massnahmen gefördert hat.

Anschliessend werden wir, ausgehend vom Konzept der «Initialverstimmung» des Psychoanalytikers Sándor Radó (1926), ein daseinsanalytisches Verständnis der Glücksspielsucht zu formulieren versuchen. Wie lässt sich diese «Initialverstimmung», die gemäss Radó einer grundlegenden Fehlregulation entspricht, die durch den Gebrauch von Substanzen oder die suchtartige Ausübung bestimmter Aktivitäten aufgehoben werden soll, phänomenologisch-hermeneutisch verstehen? Auch das Phänomen der Zufallsprozesse der Spielautomaten und das Verhältnis des Spielsüchtigen dazu werden uns beschäftigen. Worin könnte der verborgene Wunsch des Spielsüchtigen bestehen, der ihn dazu drängt, immer weiterzuspielen? Und im Falle eines Gewinns: (Wie) lässt sich dieser existenzial verstehen?

Anmeldung: psy@soum.ch

Ort: Sonneggstrasse 82, 8006 Zürich

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