Denken und Zweifeln. Zur Psychopathologie der Hyperreflexivität

Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Fuchs, Heidelberg

Psychische Krankheiten stören oder unterbrechen den unbefangenen Lebensvollzug; sie führen zu übermäßiger Selbstbeobachtung, Selbstbewertung und Rückwendung des Denkens auf die eigene Vergangenheit. Diese Phänomene lassen sich als Hyperreflexivität zusammenfassen. Gleichzeitig äußern sich viele psychische Störungen in einem Verlust vertrauter Gewohnheiten und leiblicher Praktiken, bis hin zu einer Fragmentierung des intentionalen Bogens von Wahrnehmen und Handeln. Statt des intendierten Ganzen treten einzelne Elemente störend in den Vordergrund, was sich als „pathologische Explikation“ bezeichnen lässt.

Hyperreflexivität und Explikation verstärken einander wechselseitig: Das bislang Selbstverständliche wird fragwürdig, das Vertraute fremd, und die aus der Entfremdung resultierende Selbstreflexion trägt noch zusätzlich zur Störung bei. Darin manifestiert sich nicht zuletzt die grundlegende Vulnerabilität, die der psychischen Organisation des Menschen durch sein Reflexionsvermögen zukommt. Dies wird anhand klinischer Beispiele von neurotischen und psychotischen Störungen erläutert.

Ort:
Kulturhaus Helferei
Breitingersaal, Kirchgasse 13, 8001 Zürich

Die Vorträge sind für Mitglieder der GAD und des entresol sowie für Studierende gratis.
Nichtmitglieder zahlen Fr. 20.-

Die Veranstaltung wird gemeinsam mit dem entresol durchgeführt.

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