Macht macht mehr als der Wille will

Als Ärztin oder Arzt müssen wir Entscheidungen von existenzieller Tragweite fällen: Soll eine riskante Operation empfohlen werden oder eher eine Chemotherapie? Kann eine gefährdete Schwangerschaft weiter beobachtet werden oder muss man eine Frühgeburt entbinden? Soll ein werdendes Elternpaar informiert werden über unklare Hirnveränderungen beim Fötus oder nicht? Streng rationale Kriterien führen nicht zu einem klaren Lösungsweg. Zum Entscheiden braucht es immer einen Willen. Wille ist aber auch Macht, dabei spielt eine Vielzahl von widerstreitenden Kräften eine Rolle.

Nicht zuletzt unter zunehmendem Druck von juristischen Forderungen entwickeln wir Ärzte bisweilen geradezu einen Unwillen zur Macht. Gerne möchte man die Entscheidungsverantwortung abdelegieren auf konsensgestützte Richtlinien oder den Willen der betroffenen Patientin.

Wie steht es aber mit diesem „Willen“ der Patientin, wie er in Aufklärungsprotokollen oder in der Patientenverfügung zum Ausdruck kommt? Und wie verhält er sich zur ungewollten Macht der Position der Ärztin?

Anknüpfend an vorhergehende Forumsabende zu Nietzsches Wille zur Macht, Heideggers Wille zum Willen und Alice Holzheys negativer Formulierung des Nicht-Wollen-Könnens beschäftigt sich der Vortrag mit den Dimensionen medizinischer Entscheidungsfindung zwischen einer Ohnmacht des Willens und einem Unwillen zur Macht und fragt in der Folge nach Möglichkeiten einer Ermächtigung des Wollens.

Restaurant Weisser Wind, Weggenstube, Oberdorfstrasse 20, 8001 Zürich

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