Wem nützt es, dass den psychisch Kranken von Gesetzes wegen eine grösstmögliche Autonomie zugestanden wird, und wer bezahlt den Preis dafür?
Wem nützt es, dass den psychisch Kranken von Gesetzes wegen eine grösstmögliche Autonomie zugestanden wird, und wer bezahlt den Preis dafür?
Ein Gespräch zwischen Alice Holzhey und dem Psychiater und Philosophen Paul Hoff
Paul Hoff war bis 2021 stv. Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und ist seit 2021 Präsident der Zentralen Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften.
Das Thema unseres Gesprächs mag vielen als ein heisses Eisen vorkommen angesichts der öffentlichen Meinung, soweit sie in den Medien vertreten wird. Denn wer sich heute als aufgeklärt und fortschrittlich versteht, klagt die frühere Entmündigung seelisch kranker Menschen (zu Recht) an und tritt darum für deren grösstmögliche Freiheit in der eigenen Lebensgestaltung ein. Entsprechend selbstverständlich reagieren heute auch die öffentlichen Medien mit Empörung, wo immer ihnen ein von Patienten eingeklagter Machtmissbrauch innerhalb der Psychiatrie bekannt wird.
Für mich ist das Gespräch mit Paul Hoff auch eine späte Anknüpfung an jenen Forumsvortrag, den er im April 2016 zum Thema «Macht und Machtmissbrauch in der Psychiatrie» gehalten hat. Zwei Jahre zuvor ist von ihm das Buch Was darf die Psychiatrie? erschienen.
Bei diesem Anlass möchte ich ihm anhand eines konkreten Beispiels folgende Fragen stellen:
- Gibt es auch eine Verantwortung der Psychiatrie jenseits dessen, was sie dank der freiwilligen Zustimmung des Patienten (ausser im Falle akuter Selbst- und Fremdgefährdung) tun darf?
- Welche Haltung nimmt die Psychiatrie heute seelisch Kranken gegenüber ein, die von sich überzeugt sind, ‘gesund’ zu sein, mit ihrem faktischen Verhalten aber ihre Umwelt stark belasten?
- Fokussiert die Psychiatrie heute zu stark auf die Selbstwahrnehmung und die allenfalls geschickt adaptierte ‘Performance’ vieler psychisch Kranker und ignoriert dabei weitestgehend die unter deren faktischem Verhalten leidende Umwelt?
- Oder sind der Psychiatrie selber aufgrund gesetzlicher Vorschriften die Hände gebunden und ginge es darum, die Gesetzesgrundlagen zur Diskussion zu stellen?
Zeit: Donnerstag 6. Juni 2024, 20:00-21:30 Uhr
Ort: Restaurant Weisser Wind, Weggenstube, Oberdorfstrasse 20, 8001 Zürich
Eintritt: Fr. 20.- / frei für Studierende sowie GAD-Mitglieder